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Ruth Drexel, |
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Ruth Drexel |
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im Gespräch
mit Gabriella Lorenz, 1989 |
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Persönlichkeiten
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![]() Ruth Drexel, Rainer Wolfhardt in "Frühlingserwachen" von Frank Wedekind, Kammerspiele, München (1950) Regie: Wilfried Seyferth. Foto: H. Steinmetz. |
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![]() Ruth Drexel in „Pariser Leben", Residenztheater, München |
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![]() v.l. Wolfgang Weiser, Ruth Drexel, Peter Eschberg, Peter Lieck in „Glaube, Liebe, Hoffnung" von Ödön v. Horváth, Kammerspiele, München (1961) Regie: Lore Hardt. Foto: Rabanus. |
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Ruth Drexel, ihr Gesicht ist nicht nur den Münchnern seit vielen Jahren vertraut. Man sah sie in den Kammerspielen, im Residenztheater und in letzter Zeit vorwiegend am Volkstheater. Im Fernsehen ist sie regelmäßig zu Gast, besonders in bayerischen Dialektstücken und häufig Seite an Seite mit ihrem Lebensgefährten Hans Brenner. Das Rollenspektrum der Volksschauspielerin reicht von Gorki bis Nestroy, von Kroetz, Brecht und Ludwig Thoma bis Lorca und Shakespeare. In den letzten Jahren hat sie sich auch als Regisseurin einen Namen gemacht. Seit drei Monaten ist sie Intendantin des Münchner Volkstheaters und leitet damit als erste Frau ein städtisches Münchner Theater. Das hat allerdings zur Folge, daß sie in nächster Zeit selbst weniger spielen wird. Ruth Drexel begann ihre Bühnenkarriere in den Fünfziger Jahren gleich auf der obersten Sprosse der Erfolgsleiter: Die Absolventin der OttoFalckenberg-Schule wurde von Hans Schweikart an die Kammerspiele engagiert. Die sogenannte Ochsentour durch die Provinz blieb ihr also erspart. Heute sagt sie dazu: Ich wäre damals eigentlich gern in die Provinz gegangen, weil man da mehr zu spielen kriegt. An den Kammerspielen gibt es für Anfänger natürlich nur kleine Rollen. Aber andererseits konnte ich dort ganz tollen Leuten bei der Arbeit zusehen, das prägt einen bestimmten Geschmack für Spielhaltungen. Da verbietet sich im eigenen Spiel manches von selbst, etwa sich beim Publikum anzubiedern.
Das war eine reine Trotzreaktion. Ich wollte Psychologie studieren, aber meine Familie war dagegen. Daraufhin habe ich überlegt, welche Berufswahl meine Familie am allermeisten ärgern würde - und das war eindeutig die Schauspielerei. In die Falckenberg-Schule habe ich mich sozusagen gewaltsam eingeschlichen. Ich bin einfach hingegangen, obwohl überhaupt keine Aufnahmeprüfung anstand, und habe mich nicht abwimmeln lassen, bis ich vorsprechen durfte. Ich habe eine Szene aus einem selbstgeschriebenen Stück vorgesprochen, und zwar eine Szene mit vier Personen, da bin ich immer von einem Fleck zum anderen gehüpft. Offenbar fand man das so originell, daß man mich mitten unterm Studienjahr aufnahm. Man hat mir allerdings dann doch nach einem halben Jahr nahegelegt, zu unterbrechen und nochmal regulär von vorne anzufangen. Das hab' ich gemacht.
Ich hatte ein Stipendium, und bei den Stipendiaten hatte das Haus sozusagen ein Vorkaufsrecht. Und da ich schon als Schülerin bei Schweikart kleinere Rollen |
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![]() Ruth Drexel in "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth im Residenztheater, München (1978) Regie: Dieter Giesing. Foto: Rabanus |
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gespielt habe wie die Ilse in Wedekinds „Frühlings Erwachen", wollte Schweikart mich eben gerne haben.
Mich hat die andere Theaterform gereizt. Ich hatte Brecht in München bei der Inszenierung von „Der gute Mensch von Sezuan" kennengelernt, und seine Arbeitsweise interessierte mich. 1957, da war Brecht leider schon tot, habe ich dann durch Vermittlung von Peter Hacks in Ost-Berlin vorgesprochen, und Helene Weigel hat mich vom Fleck weg engagiert. In den zwei Jahren am Berliner Ensemble habe ich endlich große Rollen gespielt, unter anderem die Yvette in der „Mutter Courage" und die Madame Dollfuß in der Uraufführung von „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui". Sie sind aber 1959 nach München an die Kammerspiele zurückgekehrt. Aus privaten Gründen. Meine Familie war in München. Aber ich habe später von 1963 - 68 wieder viel in Berlin gearbeitet, bei Piscator an der Freien Volksbühne und bei Stein an der Schaubühne am Halleschen Ufer. |
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![]() Ruth Drexel in „Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht im Residenztheater (1982) Regie: Rolf Stahl. Foto: Rabanus |
![]() Ruth Drexel, Walter Schmidinger in „Heimarbeit" von Franz Xaver Kroetz im Werkraumtheater (1971), Münchner Kammerspiele, Uraufführung, Regie: Horst Siede. Foto: H. Steinmetz |
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Ja, ich bin damals nach der Kipphardt-Affäre zusammen mit vielen anderen Schauspielern weggegangen. Mit Hans Brenner zusammen habe ich dann bei Günther Beelitz, dem jetzigen Residenztheater-Intendanten, in Darmstadt „Männersache" von Kroetz gespielt - mit diesem Stück haben wir in ganz Europa gastiert. Bei Kurt Hübner haben wir in Berlin an der Volksbühne einen Valentin-Abend gemacht. 1975 hat uns Hans Schweikart nach München zurückgeholt für seine Brecht-Inszenierung „Herr Puntila und sein Knecht Matti". Wir sind dann fünf Jahre zwischen Düsseldorf und München hin- und hergependelt, bis wir uns (auch wieder aus familiären Gründen) 1981 fest ans Residenztheater gebunden haben. Ich habe dort unter der Regie von Dieter Giesing schöne Rollen gespielt, wie die Balbina in Marieluise Fleißers Volksstück „Der starke Stamm" und die Valerie in Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald". Und unter Rolf Stahl habe ich die Mutter Courage gespielt. |
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![]() Ruth Drexel mit Friedrich von Thun in "Der Bulle von Tölz" (2005) Foto: Sat 1 / Magdalena Mate |
![]() Ruth Drexel in „Bernarda Albas Haus" von Federico Garcia Lorca im Residenztheater, München (1984) Regie: Wilfried Minks. Foto: Rabanus |
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![]() Ruth Drexel in „Arsen und Spitzenhäubchen" von Joseph Kesselring im Cuvilliérstheater, München (1984). Foto: Rabanus |
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![]() Ruth Drexel mit Otfried Fischer in "Der Bulle von Tölz" (2005) Foto: Sat 1 / Magdalena Mate. |
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Mehr noch als die Mutter Courage hat mich die Wassa Schelesnowa von Gorki beschäftigt. Und alle Frauenrollen von Kroetz finde ich interessant. An der Entwicklung, die die Frauenfiguren in den verschiedenen Kroetz-Stücken nehmen, kann man ablesen, wie Kroetz im Laufe seiner eigenen Entwicklung immer wieder anders über Frauen nachgedacht hat.
Nein, ich sehe mich nicht als Komödiantin. Ich glaube, meine Stärke sind sehr genaue, realistische Sachen, wo eine Figur entsteht, die widersprüchlich und durchschaubar ist. Das große Getöse liegt mir nicht. Die großen dominanten Frauenfiguren werden bei mir immer gebrochen, weil ich überall die Widersprüche sehe und spiele.
Da haben sich alle Erfahrungen summiert. Einen Lehrmeister im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Als junge Person habe ich gerne unter Schweikart gearbeitet. Den fand ich so gescheit, und mit seinem leisen, freundlichen Zynismus konnte ich gut umgehen. Am Berliner Ensemble war es für mich eine Riesenerfahrung, mit welcher Akribie da an die Texte rangegangen wurde. Zum Beispiel haben wir den „Arturo Ui" erst behandelt, als wär's ein elisabethanisches Drama, dann wie einen amerikanischen Krimi, aber eben mit dieser großen Sprache darunterliegend. So baut sich eins auf dem anderen auf, überlagert sich und gibt natürlich ein weit vielschichtigeres, kunstvolleres Resultat, als ich das vorher gewohnt war. Bei dieser Art von Arbeit, wo die Schauspieler die Chance hatten, mit dem Regisseur auf einer Informationshöhe zu sein, ist glücklicherweise auch wenig Platz für Imponiergehabe. |
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![]() Ruth Drexel mit Hans Peter Korff in „Agathe kann’s nicht lassen“ (2007) TV - Foto: Lisa Film/ Walter Wehner. |
![]() Ruth Drexel mit Hans Peter Korff in „Agathe kann’s nicht lassen“ (2007) TV - Foto: Lisa Film/ Walter Wehner. |
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Die immer noch weitgehend
übliche Hierarchie zwischen dem Regisseur mit seinem Wissensvorsprung
und den Schauspielern ist ja eine Frage der Zeit und damit auch eine Frage
der Finanzen. Wenn der Regisseur alles schon vorgearbeitet hat und ein fertiges
Konzept hat, führt die Arbeit natürlich schneller zu einem perfekten
Ergebnis, als wenn man alles gemeinsam erarbeitet. Aber mir ist Perfektion
nicht so wichtig. Mir ist wichtig, daß der Schauspieler aus sich selbst
heraus die Fabel erzählt und nicht nur vom Regisseur als Erzähler
eingesetzt wird. Das versuche ich beim Regieführen zu erreichen, auch
wenn es dadurch länger dauert und eine Inszenierung zum Premierentermin
vielleicht noch nicht ausgereift ist.
Ich bin zufrieden, wenn man mich so nennt. Denn wir wollen ja weg vom Klischee des „Volkstheaters" mit seinem affirmativen Charakter, der das Bestehende nur bestätigt und beschönigt. Ich finde, die Leute brauchen ein Theater, das ihre Position vertritt, aus ihrer Position argumentiert und nicht dumm ist. Ich bin mißtrauisch gegenüber dem elitären Anspruch eines Theaters, das wie früher nur einer bestimmten Publikumsschicht vorbehalten ist. Für mich ist das ein Widerspruch in sich, denn Theater ist ein demokratisches Medium. Und wenn es demokratisch ist, muß es für alle sein. Das Demokratische liegt in der Wechselwirkung zwischen Zuschauern und Darstellern. Bei den Film- und Fernsehkonserven kann der Zuschauer nichts mehr beeinflussen, aber im Theater ist er als Partner notwendig. Durch seine Zustimmung oder Ablehnung nimmt er Einfluß auf das Theatergeschehen - er kann ja zum Beispiel auch türenschlagend rausgehen, und natürlich verändert das eine Vorstellung! |
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![]() Ruth Drexel in „Agathe kann’s nicht lassen“ (2007) TV Foto: Lisa Film / Walter Wehner. |
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Sie ist gerade im jetzigen Stadium für mich wichtig, weil ich zur Zeit meine Aufmerksamkeit verstärkt den Frauenfiguren widme. Beim Inszenieren fällt mir zu Frauen sehr viel ein, und ich neige dazu (in Umkehrung der gewohnten Rollenverteilung) die Männer nur als Anhängsel der Frauen zu sehen. Da brauche ich in der Arbeit einen starken Partner, den ich mag und gut kenne, der mir immer wieder in die Quere kommt, damit ich mich nicht einseitig festfahre.
Beides ist mir gleich wichtig und beides beeinflußt sich stark gegenseitig. Fürs Spielen braucht man einen narzißtischen Kick, das gibt den Glanz. Der wird in meiner jetzigen Arbeit als Intendantin und Regisseurin natürlich etwas in den Hintergrund gedrängt. |
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Ruth
Drexel in „Pariser Leben, Ruth Drexel in"Frühlingserwachen" von Frank Wedekind, Ruth Drexel in „Glaube, Liebe, Hoffnung" von Ödön v. Horváth, Ruth Drexel in "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth, Ruth Drexel in „Heimarbeit" von Franz Xaver Kroetz, Ruth Drexel in „Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht, Ruth Drexel in „Bernarda Albas Haus" von Federico Garcia Lorca, Ruth Drexel in „Arsen und Spitzenhäubchen" von Joseph Kesselring, Ruth Drexel in "Der Bulle von Tölz" Sat 1 ,Ruth Drexel in „Agathe kann’s nicht lassen“ (2007) TV - |
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Ruth
Drexel mit: Friedrich von Thun, Otfried Fischer, Hans Peter Korff, Walter Schmidinger, Wolfgang Weiser, Peter Eschberg, Peter Lieck, Rainer Wolfhardt |
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