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Novelle
aus der 785 – 804 Periode,
Kaiser Dezong
Als Herr Zhang sich nach
ihrem Alter erkundigte, gab die Mutter ihm die Antwort: «Im siebenten
Monat des Jahres jiazi des jetzt regierenden Kaisers geboren, steht sie im
jetzigen Jahre gengchen der Zhenyuan-Ära in ihrem siebzehnten
Lebensjahr.»
Herr Zhang versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie antwortete
ihm jedoch nicht, und man hob schließlich die Tafel auf.
Seit
dieser Zeit war Herr Zhang von dem Mädchen fasziniert. Er wollte
ihr seine Gefühle offenbaren, fand jedoch nie eine Gelegenheit dazu.
Mit ihrer Dienerin, die man Hongniang, «Rotes Fräulein»,
nannte, konnte er indes mehrfach insgeheim Artigkeiten austauschen, so
daß er einmal die Gelegenheit nutzte, ihr sein Innerstes zu offenbaren.
Doch die Magd war so entsetzt, daß sie eiligst das Weite suchte,
und Zhang konnte seine Offenheit nur noch bereuen.
Als die Dienerin in den nächsten Tagen wieder erschien, entschuldigte
er sich schamhaft und brachte sein Ersuchen nicht wieder vor. Das Mädchen
aber sprach zu ihm: «Was Ihr, mein Herr, mir anvertraut habt, wagte
ich nicht weiterzugeben, und ich werde auch nichts darüber verlauten
lassen. Aber Ihr seid doch über die verwandtschaftlichen Bindungen
der CuiFamilie wohlunterrichtet. Warum nutzt ihr diese und Eure ihr erbrachten
Wohltaten nicht dafür, um über eine Heirat zu sprechen?»
«Seit den Tagen meiner Kindheit», antwortete er, «war
es meiner Natur zuwider, unrechte Abmachungen einzugehen. Wenn ich in
Gesellschaft des schönen Geschlechtes war, wagte ich nicht einmal,
den Blick zu erheben. Und so hielt ich es bis heute.
Bei dem Festmahl vor einigen Tagen nun verlor ich die Kontrolle über
mich und wandere seitdem herum ohne Absicht und Ziel. Ich esse, ohne mehr
Hunger oder Sattheit zu spüren. Keinen Tag länger werde ich
dies ertragen können. Bahnt man eine Heirat durch eine Vermittlerin
an, werden für Verhandlungen über Hochzeitsgeschenke und für
den Austausch astrologischer Daten mehr als drei Monate ins Land gehen.
Bis dahin kann man nach mir nur noch in einem Laden für Trockenfisch
suchen. Was rätst du mir?»
«Fräulein Cui ist derart ehrbar und sittenstreng, daß
selbst hochgeschätzte Personen nicht in der Lage wären, sie
mit unlauteren Worten zu hintergehen. Ratschläge von Niedergestellten
wird sie ohnehin nicht zulassen. Sie ist jedoch eine Liebhaberin der Dichtkunst.
Oft rezitiert sie Verse und zeigt sich noch lange Zeit danach von ihnen
beeindruckt. Mein Herr, versucht doch, sie mit einigen gefühlvollen
Gedichten umzustimmen! Sonst wüßte ich keinen Rat.»
Herr Zhang war hoch erfreut und begann sogleich gleich zwei Strophen eines
«Frühlingsgesanges» niederzuschreiben, die er der Dienerin
aushändigte.
Als am nämlichen Abend Hongniang wieder erschien, übergab sie
Herrn Zhang etwas auf geblümtem Papier Geschriebenes mit den Worten:
«Auftrag von Fräulein Cui!»
Die Verse mit dem Titel «Leuchtender Mond in der fünfzehnten
Nacht» lauteten wie folgt:
Ich erwarte
den Mond am Westlichen Pavillon
Und empfange den Wind an halb geöffneter Tür.
Die Wände berührend huschen Blumenschatten vorüber.
Ich meine, es ist mein Geliebter, der da erscheint.
Herr Zhang verstand sogleich
den Hintersinn der Botschaft: Der heutige Tag war der vierzehnte des zweiten
Monats, und ein blühender Aprikosenbaum, den man besteigen konnte, befand
sich östlich von Fräulein Cuis Gemach.
In der Nacht des fünfzehnten nun stieg Herr Zhang den besagten Baum hinauf,
um das Hindernis zu überwinden, und als er den Westlichen Pavillon erreicht
hatte, fand er die Tür halboffen. Auf einem Bett lag die Dienerin Hongniang,
die er wachrüttelte.
«Herr», rief sie erschrocken, «wie seid Ihr hier hereingekommen?»
«Es war Fräulein Cuis Brief, der mich rief», antwortete er.
«Melde mich bei ihr an!»
Als die Dienerin nach einer Weile zurückkehrte und rief «Sie kommt!
Sie kommt!» war der junge Mann zugleich erfreut und bangend, ob der
Erfolg ihm auch sicher sei.
Fräulein Cui erschien mit ernster Miene und in formeller Kleidung und
begann auf ihn zu schimpfen: «Eure Güte war groß, meiner
Familie das Leben zu retten. Meine herzensgute Mutter vertraute Euch daher
ihre Kinder an. Wie jedoch konntet Ihr meiner unbedarften Dienerin solch laszive
Verse anvertrauen?
Mit Eurer guten Tat, Menschen vor dem Verderben zu bewahren, hatte es begonnen,
es endete aber mit dem Versuch, selbst Verderben zu säen. Ein Unrecht
habt Ihr durch ein anderes ersetzt. Worin besteht da der Unterschied?
Eigentlich wollte ich
Stillschweigen bewahren, doch dann hätte ich den Mißgriff verziehen,
und das wäre wiederum unrecht. Hätte ich dies meiner Mutter offenbart,
hieße das, eines Menschen Güte zu verachten, und so etwas brächte
nur Unheil. Ließe ich Nachrichten durch meine Dienerin übermitteln,
müßte ich fürchten, daß sie diese entstellt. Hätte
ich meine Botschaft einer kurzen Mitteilung anvertraut, wäre zu erwarten
gewesen, Ihr könntet sie mißverstehen. So blieben nur jene niedrigen
Verse, um mir die Gewißheit Eures Kommens zu sichern. Ich handelte unziemlich
und schäme mich zutiefst, hoffe jedoch, daß Ihr die guten Sitten
bewahrt und die Grenzen nicht überschreitet.»
Sprach's, drehte sich um und verschwand.
Lange Zeit verharrte er stumm und gedankenverloren, dann machte er sich -
bar jeder Hoffnung - auf den Rückweg.<< >>>
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Novelle
aus der 1630-1660 Periode
der späten Ming- und frühen Quing-Herrscher
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Ich brach Weidenzweige
in den verrinnenden Jahren,
Sandte Wildgänse zu ihm in das fremde Gebiet.
Ich beneidete Frauen in den Nachbarhäusern,
Die
in Gemeinschaft der Familie ihre Kinder
umhegten.
Zhonglian entrang
es ein Seufzen, und er wälzte sich auf die Seite. Seine Augen blickten
starr wie ein Fisch in die Ferne.
Als die
zweite Nachtwache herannahte, öffnete plötzlich jemand die Tür
und betrat mit
einer brennenden Kerze in der Hand sein Zimmer. Es waren die Damen Tang und
Li. Während Fräulein Tang sich über ein Tischchen beugend noch
zurückhielt, strebte Fräulein Li ohne Umschweife seinem Bett zu
und sprach, sich entschuldigend, zu Zhonglian: «Da wir beide meinen,
daß Ihr das Alleinsein in solch abgeschiedener Gegend kaum werdet ertragen
können, wollen wir Euer Lager etwas aufschütteln und Euch einen
Spaß für die Nacht anbieten.»
«Nach den Riten der Alten», antwortete Zhonglian, nachdenklich
seine Kleidung glättend, «sollen Mann und Frau erst ab dem sechzigsten
Lebensjahr zusammen nächtigen. Wenn ich mir auch nicht die Ansicht des
Mannes aus Lu zu eigen machen will, so möchte ich mich nach Yan Shu und
seinem Verhalten richten. Verzeiht mir daher, wenn ich ablehne!»
Doch die Dame Li schritt zur Tat und lüftete die Bettdecke.
«Euer einzelnes yang, mein Herr», sprach sie, «hat sicherlich
schon in vielen yin Station gemacht. Wenn uns auch die Kopulation des Fleisches
noch fremd ist, so habt Ihr mit Eurer Ablehnung durchaus den Anstand verletzt.
Steht es etwa jemandem zu, der fünfzig Schritte hinter sich gebracht
hat, über einen bereits hundert Schritte Geflohenen zu lachen?»
Sie wandte sich zu Fräulein Tang um und sprach: «Das Glück
für den Herrn wird auch dir zum Segen dienen.» Fräulein Tang
senkte schamhaft den Blick und verharrte abseits, als die Dame Li erklärte:
«Dummes Kind! Die Frühlingsnächte warten nicht auf die Menschen,
wozu sie also vertrödeln! Ist man einmal in den Kun-Berg vorgedrungen,
ziemt es sich dann, mit leeren Händen umzukehren? In der Blüte der
jungen Jahre muß man vorwärtsschreiten.»
Darauf entledigte sie sich ihrer Kleidung und warf sich kurzentschlossen in
Zhonglians Arme.
Wie zwei Flügel öffneten sich ihre Knie, so daß man wahrnehmen
konnte, wie ihre Fronthärchen sich wie ein flauschiges Löwenfell
kräuseln. Unterhalb der Haare war eine Art feines, aufgewinkeltes Näschen
zu entdecken und darunter die noch etwas eingezwängte Mündung eines
Rinnsales, das einem hellfarbenen, gerafften Faltensäckchen ähnelte.
Zwischen zwei seitlichen Wülstchen glich es einem zusammengefalteten
Seidentüchlein, das, feucht durchtränkt, wie ein Pfad zu Tale aussah.
Die Bewegungen ihres Körpers waren von geschmeidiger Eleganz, und der
Duft, den sie verströmte, berauschte ihn.
In diesem Augenblick war auch Zhonglians Frühlingsbegehr mächtig
entfacht, und er vermochte sie nicht mehr zu verbergen. Das Feuer der Leidenschaft
loderte hellauf. Es regte sich machtvoll in seiner Brust. Leicht hüpfend,
wie jemand vorsichtig auf Zehenspitzen geht, reckte sich seine Drachenmännlichkeit.
Es war wie ein Regenguß auf ausgetrockneten Jungflanzen. Als sich nun
zur Hälfte die Spitze aus ihrer Hülle wagte, griff die Dame Li zu
Zhonglians Erleichterung mit beiden Händen zu.
Der Drache wurde nun vollends sichtbar, und sein Haupt glich violetter Jade.
Die Dame Li packte ihn wieder und drängte ihn in ihres Weihers Grund.
Aus vollen Lenden nun richtete Zhonglian seinen Stoß aus und versank
ganz in ihr. Frau Li wogte mit den Armen, umfaßte seinen Nacken und
liebkoste seine Stirn mit Mund und Nase. Zhonglian folgte ihrer Umarmung.
Die beiden Körper umschlangen sich, als ob es ein einziger wäre.
Es trieb Zhonglian sich zu bewegen, doch er hielt seine Gegnerin fest und
gewährte ihr nicht den Kampf; denn der Drachenkopf ruhte tief auf Teichesgrund.
Fräulein Li zeigte sich etwas enttäuscht, denn es hatte sie nicht
vollends gepackt, ihr Begehr hatte nicht die letzte Erfüllung gefunden.
Ihren Leib hervorwindend, bemerkte sie: «Herr, warum seid Ihr des Kampfes
müde? Warum sucht Ihr ein Jucken am Bein zu beseitigen, indem Ihr Euch
außen am Stiefel kratzt? Ihr bringt mich noch um in meinem Kummer. »
«An Kraft
und Ausdauer gebricht es zwar nicht», antwortete ihr Zhonglian, «doch
es empfiehlt sich, ein wenig einzuhalten.»
Darauf entwand er sich ihr und vollzog die Methode «Das goldene Öfchen
anblasen».
Sein Leib blähte sich wie ein Ledersack. Fräulein Li verschränkte
ihre Beine und sprach erstaunten Blickes, am Leib zitternd: «Wo gibt
es so etwas auf der Welt? Kann er keine andere Gelegenheit dafür finden?
» Zhonglian bemerkte nur: «Ich weiß nicht, was mir das Schicksal
da beschied. Der jadene Beutel badete an der Bergesschlucht. Die wogenden
Wellen brandeten mächtig empor, so wie eine Drachenkarosse über
die Fluten dahinbraust. Dutzende Male kreuzte ich die Klingen, ohne daß
über Sieg oder Niederlage entschieden wurde. »
Fräulein Tang, die all dies von der Seite wahrnahm, konnte sich nun nicht
mehr zurückhalten. Ihr Körper bebte, ihre Beine krümmten sich,
und Speichel trat aus ihrem Mund. Sie stimmte einen Gesang an:
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