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Nach der Reise schnitt LaBudde das Material auf ein elfminütiges
Gemetzel zusammen. Man sah, wie ausgewachsene Delphine mit ihren Jungen
in anmutiger Synchronität auf das Netz zu- schwammen. Sobald sie
spürten, dass sie umzingelt wurden, gerieten sie in Panik und bäumten
sich auf. Es sah fast so aus, als sei ein Netz über eine Herde wilder
Pferde geworfen worden. Einige Delphine versuchten, die Nylonschlingen
zu durchdringen, und rissen sich dabei die Flossen auf oder sogar ab.
Sie rangen nach Luft und wanden sich, um ihre Nasenlöcher gegen das
Netz zu pressen. Die schrillen Schreie machten ihre Qual zudem hörbar.
Es dauert nur ein
paar Minuten, bis ein Delphin «ertrinkt» oder genauer gesagt
erstickt. Einige waren offensichtlich bereits verendet, als das Netz eingeholt
wurde. Andere wurden zerquetscht, während das Netz an Bord gezogen
wurde.
Der Dokumentarfilm wurde zu einem kämpferischen Plädoyer. Delphine
unterscheiden sich von anderen Meerestieren. Wegen ihres freundlichen
Wesens und der Tatsache, dass sie Säugetiere sind, aber auch aufgrund
ihres hohen Stellenwerts in der Meeresliteratur und dank der beliebten
Fernsehserie Flipper genießen sie einen ganz besonderen, fast heiligen
Status. Nachdem LaBuddes Film in den abendlichen Nachrichtenmagazinen
der Sender ABC, CBS und CNN und ein paar Tage später in der Today
Show von NB C ausgestrahlt worden war, befürworteten sogar Menschen,
die sich normalerweise nicht für Umweltbelange einsetzten, LaBuddes
Aufruf zu einem Boykott der Produkte von StarKist Seafood, der weltweit
größten Konservenfabrik für Thunfisch, und deren Muttergesellschaft
H. J. Heinz. Die Firma kapitulierte schließlich und kündigte
bei einer Pressekonferenz Ende 1990 an, dass sie keinen Thunfisch mehr
verarbeiten werde, der von Fischern gefangen wurde, die Delphine abschlachteten.
Im Grunde hatte sie gar keine andere Wahl. Den firmeneigenen Meinungsumfragen
zufolge waren sich sechzig Prozent der Amerikaner des Delphinproblems
bewusst. Nach der Ankündigung von StarKist gaben auch die anderen
großen Thunfischvermarkter, Bumble Bee und Chicken of the Sea, bekannt,
sie würden nur «delphinsicheren» Thunfisch einkaufen.
Binnen weniger Monate wurde die Zahl der getöteten Delphine deutlich
verringert.
Die beiden in Washington ansässigen Umweltverbände, die die
Schwertfischkampagne organisierten, SeaWeb und National Re¬sources
Defense Council, hofften, eine ähnliche Kettenreaktion auszulösen.
Die Umweltschützer ahnten, dass in der Öffentlichkeit kaum Kenntnis
über die Meeresfauna bestand. Die Menschen hatten zwar einiges über
die Gesundheitsvorteile einer fischreichen Kost mitbekommen, wussten aber
so gut wie nichts über den Einfluss des Fischfangs auf die Meerestierwelt.
«Die einzigen Fische, die sie kannten, waren jene, die auf ihrem
Teller landeten», sagte Vikki Spruill, die Geschäftsführerin
von SeaWeb. «Das lieferte uns einen Ansatzpunkt - die Köche
waren unsere Sprachrohre.»
In den Vereinigten Staaten werden siebzig Prozent der Meeresfrüchte
an Restaurants verkauft, und Spruill war überzeugt, die Küchenchefs
könnten das Konsumentenbewusstsein weit über ihr Lokal hinaus
beeinflussen, denn einige Köche genossen inzwischen einen regelrechten
Prominentenstatus. Bis in die 1980er Jahre waren selbst die talentiertesten
Köche, außer bei ihren Kollegen und ihren treuesten Kunden,
weitgehend unbekannt. Dies änderte sich allmählich, als die
französischen Restaurants ihre Dominanz über die amerikanische
Nobelcuisine einbüßten und die Köche erkannten, dass eine
neue Generation von Restaurantbesuchern ein neues Angebot auf der Speisekarte
suchte. «Die geburtenstarken Jahrgänge, die mit Konservengemüse
und Eintöpfen aufgewachsen waren, hatten viel höhere Anforderungen
entwickelt», erklärte Moonen. «Sie wollten schicke Lokale
besuchen und neue Dinge ausprobieren.» Die neue Restaurantszene
brauchte eine Weile, um Fuß zu fassen, doch es vollzog sich ein
unwiderruflicher Bruch mit der Vergangenheit - einer weniger steifen Atmosphäre
und kulinarischem Einfallsreichtum war der Weg bereitet. Viele der ton¬angebenden
Köche wurden bekannt und berühmt. Sie zeigten sich persönlich
an den Tischen der Gäste, und ihre Namen waren auf der Speisekarte
erwähnt.
Die Medien spielten bei alledem eine wichtige Rolle. Zeitungen und Magazine
wollten von dem sich erweiternden Interesse der Konsumenten an Ernährungsfragen
profitieren und neue Inserentenkreise gewinnen - sie widmeten sich der
Cuisine so intensiv wie nie zuvor. Es war eine symbiotische Beziehung:
Die neuen Restaurants mussten entdeckt werden, und die Journalisten brauchten
neue Themen. Die Gründung des Fernsehsenders Food Network verlieh
dem Trend zusätzliche Dynamik. Der Sender begann 1993 ganz bescheiden
mit einfachen Kochsendungen für ein relativ kleines Publikum, das
meist aus Frauen bestand, die sich intensiv für das Kochen interessierten.
Im Laufe der Zeit erschloss der Sender weitere Zuschauerkreise, indem
er bekannte Persönlichkeiten anwarb, die flotte Sendungen gestalteten.
Ein junger Koch aus New Orleans namens Emeril Lagasse, der mit einer Band
vor Livepublikum Kochtöpfe aneinander schlug und viel Wirbel machte,
fand Dutzende von Nachahmern. Und der Sender schuf eine ganz neue Form
der Unterhaltung, die Zuschauer jeden Alters und Männer wie Frauen
ansprach. Die Köche wurden zu Stars.
Als die Schwertfischkampagne
mit einer Pressekonferenz in New York gestartet wurde, waren mehr als
vierzig Journalisten anwesend, darunter auch Korrespondenten aller drei
großen Fernsehsender. In anderen Städten folgten regionale
Aktionen, die die Aufmerksamkeit von Restaurantkritikern sowie Wirtschafts-
und Umweltjournalisten weckten. Die Köche spielten eine entscheidende
Rolle, denn sie lieferten den Reportern zugkräftige Aufhänger
für größere Storys. Die Kampagne, die im Jahr 2000 endete,
hatte Erfolg. Sie schärfte das Bewusstsein der Öffentlichkeit
für das Schicksal des Schwertfischs und führte zur Festlegung
niedrigerer Quoten und zu einem totalen Fangverbot in einigen bekannten
Aufzuchtgebieten. Und die Schwertfischbestände erholten sich.
Moonen war sich allerdings nicht sicher, welche Konsequenzen er aus seiner
Sorge um den Seehecht ziehen sollte. Er wusste, dass die Eigentümer
des «Oceana» nicht begeistert sein würden, wenn er den
Kassenschlager des Restaurants von der Karte nahm. Andererseits war er
sich aufgrund seines Engagements bei der Schwertfischkampagne durchaus
bewusst, welche Schäden die Fischer und letztendlich auch die Restaurants
unter den Meerestierbeständen anrichteten. Mit einem Nahrungsmittel
zu arbeiten, das im Gegensatz zu fast allem anderen, was man in einem
Restaurant verarbeitet und verkauft, aus der Wildnis stammte, war einer
der Aspekte, die ihm an seinem Beruf als Fischkoch besonders zusagten,
doch diese Befriedigung wurde durch die Tatsache zunichte gemacht, dass
er zur Ausrottung einer Spezies beitrug. Im Herbst 1999 war ihm klar geworden,
dass er etwas unternehmen musste. Er wartete bis nach der geschäftigen
Weihnachts- und Silvesterzeit, aber im Januar 2000 rief er Susan Boa an,
die die Schwertfischkampagne für SeaWeb koordiniert hatte.
«Der <Chilenische Seebarsch> ist mein Markengericht»,
sagte Moonen, «aber ich glaube, die Sache wird kritisch. Ich kann
es förmlich sehen: die Fische werden immer kleiner.»
«Sie haben Recht, es ist eine riesige Katastrophe!», erwiderte
Boa.
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Raubzug
Der teuerste Fisch der Welt
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und JBM-marketing,
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Die
kantonesischen Restaurants, die überwiegend asiatische Kundschaft
bedienten, wiesen auf ihren Speisekarten den «Chilenischen Seebarsch»
meist nicht als solchen aus. In der «Hong Kong Flower Lounge»
wurde er stets als «Schwarzer Kabeljau» bezeichnet. Andere
Chinarestaurants garten den Schwarzen Seehecht mit Gewürzen und Sojasoße
und servierten das Ganze als «Gedünsteten Schwarzen Kabeljau
mit schwarzen Bohnen und Ingwer». Selbst wenn sie den Fisch als
«Chilenischen Seebarsch» ausgewiesen hätten, wäre
er von der sonstigen kulinarischen Welt wohl kaum zur Kenntnis genommen
worden - es war dies eine Zeit, in der sich asiatische und andere Küchen
selten überlappten. Die wachsende Beliebtheit des Schwarzen Seehechts
wurde zwar nicht von den üblichen Sensoren der Gourmetszene registriert,
bescherte Lantz jedoch vermehrte Bestellungen. Ab 1982 lieferte er tief
gefrorene Filets auch an Großhändler entlang der amerikanischen
Ostküste.
Neef hatte keinerlei Schwierigkeiten, mit der wachsenden Nach¬frage
Schritt zu halten. Er vergrößerte seinen Verarbeitungsbetrieb
und charterte bald eigene Fangschiffe. 1982 machte er einen Glückstreffer.
Eines seiner Schiffe, die dreizehn Meter lange Catalina, fischte nach
Congrio, doch der Kapitän beging einen Fehler: Er wollte eine Langleine
an einer Stelle auslegen, an der das Wasser ungefähr 360 Meter tief
war, doch ein Teil der Leine, an dem etwa zweitausend Haken hingen, landete
in weitaus tieferem Wasser. Das Ergebnis war überraschend - ein mäßiger
Congrio-Fang, aber mehr als ein Dutzend Schwarzer Seehechte. Als Neef
den Kapitän an die tiefe Stelle zurückschickte, wurde richtig
abgeräumt. Mit einer einzigen Langleine holten die Fischer sieben
Tonnen Schwarzen Seehecht aus dem Meer. Bei früheren Fangfahrten
hatte die Catalina mit einer Langleine nie mehr als zwei Tonnen Fisch
gefangen.
Schließlich kam man dahinter, dass nur dreißig
Meilen vor einem achthundert Meilen langen Abschnitt der ausgedehnten
Küste Chiles große Mengen von Schwarzem Seehecht anzutreffen
waren. Für die Fischer erwies sich der steil abfallende Festlandssockel,
der ihnen leichten Zugang zu Tiefseefischgründen gewährte, als
wahrer Segen.
12. KAPITEL New York
City Herbst 1999
Der
„Chilenische Seebarsch“ mit Misoglasur» bereitete Rick
Moonen Sorge. Moonens Kreation war nach wie vor das meistbestellte Gericht
im «Oceana», aber Patricio Osses hatte manchmal keinen Seehecht
zu verkaufen. Und wenn, dann wogen die Fische ganze fünfzehn bis
zwanzig Pfund, viel weniger als die fünfzig bis achtzig Pfund schweren
Kolosse, die Osses noch ein Jahr zuvor geliefert hatte. Der Grund dafür
war leicht zu erraten: Aufgrund der sprunghaft gestiegenen Popularität
des Schwarzen Seehechts hatten die Fischer so viele ausgewachsene Exemplare
gefangen, dass sie sich nun aus den jüngeren Beständen bedienen
mussten. Moonen wusste, dass die Fischer bei schwindenden Beständen
längere Fahrten unternehmen mussten und dass ihre Fänge daher
weit weniger frisch waren, wenn sie schließlich in seiner Küche
landeten. Als er einmal auf den Fulton Fish Market ging, um nach alternativen
Lieferanten zu suchen, stellte er fest, dass die Seehechte dort nicht
nur klein, sondern auch tiefgefroren waren. Und niemand schien zu wissen,
woher sie stammten.
Moonen hatte Ähnliches mit dem Schwertfisch erlebt. Das Durchschnittsgewicht
eines Schwertfischs aus dem Nordatlantik war von 260 Pfund in den 1960er
Jahren auf ungefähr 100 Pfund in den 1980er Jahren zurückgegangen.
Bald waren die meisten Fische, die gefangen wurden, so jung, dass sie
gar keine Zeit gehabt hatten, sich fortzupflanzen. Theoretisch waren die
Fischer zwar verpflichtet, Schwertfischjunge ins Meer zurückzuwerfen,
doch die meisten verendeten, bevor sie vom Haken genommen werden konnten.
Im Laufe der Jahre hatte sich einiges geändert - das war kein Geheimnis.
Ursprünglich jagte man den Schwertfisch mit Harpunen; mit dieser
Methode wurden durchweg große Exemplare gefangen und kleinere verschont.
Seit den 1960er Jahren verwendeten Schwertfischjäger Langleinen,
wodurch sich die Fänge exponentiell vergrö¬ßerten
- und natürlich auch junge Tiere erwischt wurden.
Im Jahre 1988 war Moonen einer der Wortführer der landesweiten Initiative
«Schützt den Schwertfisch» geworden, an der sich auch
Köche beteiligten, um die Öffentlichkeit dazu zu bewegen, keinen
Schwertfisch mehr zu essen.
Die
Kampagne führte schließlich dazu, dass mehr als achthundert
Küchenchefs den Fisch nicht mehr servierten.
Dass die öffentliche Meinung Fischereipraktiken zu beeinflussen vermag,
hatte ein Umweltschützer namens Sam LaBudde bewiesen. Von 1987 bis
1988 filmte er heimlich auf Video, wie Hunderte von Delphinen von einem
panamaschen Thunfischboot abgeschlachtet wurden. Nachdem das Video in
etlichen landesweiten Nachrichtensendungen gezeigt worden war, versprachen
die größten Firmen im Thunfischgeschäft, nur noch Thunfisch
zu verarbeiten, der mit Methoden gefangen worden war, die als «delphinsicher»
galten.
Thunfische sind im Allgemeinen schwer zu finden. Im Gegensatz zu den meisten
Fischen, die in nahrungsreichen Küstengewäs¬sern leben,
durchstreifen sie die großen Weiten der tiefen Meere. Einige Thunfische
sind jedoch leichter auszumachen. Aus bislang immer noch ungeklärten
Gründen sind Gelbflossenthunfische und Delphine treue Reisegefährten;
die Luft atmenden Delphine schwimmen nahe der Oberfläche, die Gelbflossenthunfische
darunter. Besonders eng ist die Kameradschaft in tropischen Gewässern
im Westen Zentralamerikas und vor der Nordküste Südamerikas.
Seit die Fischer dies in den 1950er Jahren erkannten, hielten sie nach
Delphinen Ausschau, um herauszufinden, wo sie ihre Haken zum Fang der
Thunfische auslegen sollten. Doch wie im Falle des Schwertfischs hat sich
die traditionelle Thunfischjagd mit der Einführung einer neuen, hochtechnisierten
Fangmethode grundlegend verändert. Seit Ende der 1950er Jahre kreisten
die Fischer Delphinschulen mit riesigen ringförmigen Treibnetzen
ein, die ein paar hundert Meter unter die Oberfläche reichten. Sobald
die Delphine umzingelt waren, zog man das Netz unten zusammen. Diese Fangtechnik
mit dem so genannten Ringwadennetz war so effizi¬ent, dass die Fischer
ihre Flotten ausbauten und die Schiffe mit Helikoptern, Speedbooten und
Sprengstoffen ausrüsteten. Die Helikopter hielten nach den Delphinen
Ausschau. Die Speedboote rasten vor ihnen her, vollführten wilde
Manöver und warfen Sprengstoff ins Wasser, um die Delphine - und,
wie man hoffte, auch die Thunfische - so lange aufzuhalten, dass das Mutterschiff
sie mit dem riesigen Netz einkreisen konnte.
Man konnte
das Netz natürlich an einer Stelle so weit absenken, dass die Delphine
darüber hinweg schwimmen und entkommen konnten, doch die Prozedur
war oft wirkungslos, besonders bei Nacht, und wurde manchmal auch gar
nicht angewandt. Ende der 1960er Jahre töteten die Thunfischjäger
jedes Jahr an die 500 000 Delphine. 1972 erließen die Vereinigten
Staaten ein Gesetz zur Reduzierung dieses so genannten Beifangs, doch
die amerikanischen Fischer durften bis in die 1980er Jahre alljährlich
bis zu 20 000 Delphine töten. Und mittlerweile hatten die meisten
großen Flottenbetreiber ihre Schiffe in Ländern registriert,
in denen wenige oder überhaupt keine Vorschriften galten. Die unter
ausländischer Flagge fahrenden Schiffe schlachteten weiter jedes
Jahr mindestens 100 000 Delphine ab.
Dann machte LaBudde seinen Film. Der seefahrende Umweltaktivist schaffte
es, sich von einem mexikanischen Thunfischjäger anheuern zu lassen
- er sollte mit einem Speedboot Delphine zusammentreiben. Einmal an Bord,
hatte er bald den Posten als Schiffskoch ergattert - eine ideale Position,
denn er musste an Deck nicht arbeiten, wenn es galt, die Netze einzuholen.
Als das erste Netz zusammengezogen und aus dem Wasser gehievt wurde, zeichnete
er mit seinem 8-Millimeter-Sony-Camcorder auf, wie mehr als zweihundert
Delphine verendeten - bei der ganzen grässlichen Aktion wurde nur
ein einziger Thunfisch gefangen. Während der viermonatigen Reise
nahm LaBudde fast fünf Stunden Videomaterial auf; er erzählte
allen, sein Vater habe ihm die Kamera geschenkt und er drehe nur so zum
Spaß. Eines Tages filmte er den Kapitän des Schiffs dabei,
wie er mit einem Taschenmesser einen Delphin zerlegte, der später
von der Besatzung verzehrt wurde.
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